Sprachgeber/innen im Gespräch – Brixen 2012
Für den 26. Mai 2012 wurden die Sprachgeberinnen und Sprachgeber aus dem Raum Brixen, Eisacktal, die sich am Projekt „Voluntariat per les Llengües“ beteiligen, um 10.00 Uhr zu einem Treffen in die Stadtbibliothek Brixen geladen, wo auch die Koordinatorin Martha Jiménez Rosano ihre Aktivitäten rund um das Projekt verfolgt.
Dabei ging es einerseits darum, dass sich die Sprachgeberinnen kennen lernen und ihre Erfahrungen austauschen konnten, andererseits aber auch darum, aus den Erfahrungen zu lernen und Vorschläge für Veränderungen und Verbesserungen zu sammeln, um den weiteren Verlauf des Projektes optimal zu gestalten.
Mit den insgesamt 9 anwesenden Sprachgeberinnen wurden vor allem die persönlichen Erfahrungen beim Projekt besprochen, wobei durchaus interessante und anregende Beobachtungen zur Sprache kamen. Hier einige Aussagen und Anmerkungen:
Persönlicher Gewinn für die Sprachgeberin/den Sprachgeber
Es ist sehr interessant, diese Personen kennen zu lernen, alle haben interessante Lebensgeschichten und Erfahrungen, die Gesprächsthemen ergeben sich von selbst und gehen nie aus.
Die Treffen mit den Sprachnehmerinnen und Sprachnehmern sind eine gute Gelegenheit, um Hochdeutsch zu sprechen, was im normalen Alltag kaum passiert. So lernt man auch selber noch was dazu.
Manchmal muss ich auch überlegen, wie man wirklich sagt und so denkt mehr über die eigene Sprache nach, d.h. eigentlich lernt man auch persönlich etwas dazu.
Was mich freut, ist die Dankbarkeit, die man von Seiten der Sprachpartner spürt. Es ist zwar anstrengend, denn man soll sich schon konzentrieren, aber wenn ich merke, dass die Personen auch Fortschritte machen, freut mich das sehr.
Sicher werden wir uns auch nach Abschluss des Projektes noch treffen. Wir verstehen uns sehr gut und sind schon Freundinnen geworden.
Zur zeitlichen Dimension des Projektes
Ich bin Pensionistin und habe viel Zeit, daher kann ich mehrere Sprachnehmer gleichzeitig betreuen und das macht mir Spaß.
Momentan sind maximal 20 Stunden vorgesehen mit demselben Sprachpartner, aber das ist zu wenig, die Personen möchten weitermachen und ich mache das auch in privater Form. Allerdings werden das immer mehr Personen und ich frage mich, wie man mit dieser Situation umgehen kann.
Auch die eine Stunde für ein Treffen ist recht knapp und wird regelmäßig überzogen.
Unterschiedliche Vorgehensweisen
Mit einer Sprachpartnerin ging ich immer spazieren, mit einer anderen traf ich mich immer in einem Café.
Ich bereite immer eine kurze schriftliche Zusammenfassung über die Themen, die wir besprochen haben, vor. Diese bekommt dann auch der Sprachpartner und in der folgenden Stunde besprechen wir sie nochmals. Dadurch bekommt das ganze eine Kontinuität und einen strukturierten Aufbau. Ich wollte immer Lehrerin werden und mir macht es auch Spaß, bestimmten Ausdrücken nachzugehen, z.B. den Ursprung und die Bedeutung einzelner Ausdrücke zu erforschen und dann mit dem Sprachpartner darüber zu sprechen.
Ich empfehle meiner Sprachpartnerin immer, alle Situationen im täglichen Leben zu nutzen, um Deutsch zu sprechen, z.B. beim Einkauf usw.
Am Anfang wollte ich alles perfekt machen, sozusagen eine perfekte Lehrerin sein. Inzwischen ist mir bewusst geworden, dass das Ziel nicht ein Unterricht ist, sondern ein gemeinsames Gespräch und ich nehme alles viel lockerer.
Mein Sprachpartner möchte von mir eine Deutschstunde wie in einem Sprachkurs, aber das kann und will ich nicht leisten.
Abschließende Empfehlungen für die am Projekt beteiligten Personen
Es wird nachdrücklich darauf verwiesen, dass bei diesem Projekt die mündliche Kommunikation im Mittelpunkt steht, die Annäherung verschiedener Kulturen, nicht ein schulisches Erlernen der deutschen Sprache. Die Sprachnehmerinnen und Sprachnehmer sollten darüber informiert sein, dass sie keine Sprachlehrperson als Sprachpartner vorfinden, auch dass Respekt und Pünktlichkeit von ihrer Seite unabdingbar sind.
Im Übrigen wird den Sprachgeberinnen empfohlen, das Projekt auf ihre Weise weiter zu führen, viele Methoden und Vorgehensweisen sind möglich, es gibt nicht die einzig richtige und man muss vor allem keine spezielle Vorbildung dafür haben. Die eigene Freude an der Weitergabe der deutschen Sprache und die Neugier auf den Anderen sind ausschlaggebend.